„Energie ist nicht gut oder schlecht – sie ist, was wir aus ihr machen.“
Überlieferte Sichtweise aus der Inka-Tradition
Die alten Meister der Anden betrachten Energie nicht durch die Linse von Gut oder Böse. Für sie ist Energie einfach nur das, was sie ist: reine Lebenskraft, frei von Bewertung.
Im Quechua, der Sprache der Inkas, heißt diese Lebenskraft Kausay – die lebendige Energie des Universums, die alles durchdringt und miteinander verbindet.
Zwei Frequenzen – eine Quelle
Diese universelle Energie zeigt sich in zwei verschiedenen Qualitäten:
- Sami – die feine, leichte Energie
- Jucha – die dichte, schwere Energie
Beide sind Teil des natürlichen Gleichgewichts. Es gibt in der Inka-Tradition keine Trennung in gut oder schlecht, positiv oder negativ. Energie ist Energie – vergleichbar mit Geld: neutral, wirkungsvoll, wandelbar.
Jucha – das Missverstandene
Im westlichen Denken wird Jucha oft als „schlechte“ oder „negative“ Energie bezeichnet. Doch das ist ein Missverständnis.
Jucha entsteht nicht einfach von außen, sondern entwickelt sich, wenn wir uns verschließen, unsere Ängste verdrängen, unsere Emotionen ignorieren oder festhalten, was längst fließen möchte.
Sie ist oft ein Signal, das uns zeigt, dass etwas in uns Aufmerksamkeit, Zuwendung oder Klärung braucht.
Wenn Lebensenergie stockt
Lebensenergie kann nur dann frei fließen, wenn wir uns dem Leben gegenüber öffnen:
Wenn wir geben, ohne sofort zu fordern.
Wenn wir annehmen, ohne uns schuldig zu fühlen.
Wenn wir ehrlich fühlen, ohne uns zu verstecken.
Jucha ist nicht gefährlich. Sie ist ein Teil unserer Erfahrung – und sogar manchmal lebenswichtig:
Wer beim Autofahren ein wenig Jucha in sich trägt – als gesunde Schwere, als Vorsicht – fährt achtsamer.
Wer vor Freude überquillt, spürt vielleicht so viel Sami, dass der Schlaf erst nach einer Umarmung mit der Schwere wiederkommt.
Das richtige Maß
Wir alle tragen Sami und Jucha in uns. Es geht nicht darum, das eine zu „beseitigen“ und das andere zu idealisieren. Es geht darum, Balance zu finden.
Denn Jucha kann Klarheit fördern. Und Sami kann sich manchmal verflüchtigen, wenn wir sie festhalten wollen.
Spirituelles Wachstum bedeutet, beide Qualitäten zu erkennen, zu achten – und bewusst mit ihnen umzugehen. Je mehr wir schwere Energie transformieren, desto leichter fühlen wir uns. Und desto mehr Lebensfreude, Ruhe und Vertrauen entstehen.