PAQO – woher kommt dieses Wort?

inspiriert von der spirituellen Philosophie der Anden

Zur Zeit von Pachakuti Inka Yupanki (1438–1478), einem der bedeutendsten Herrscher des Inka-Reiches, trugen Mitglieder des Adels einen besonderen Ohrschmuck: goldene Kegel, die durch das Ohrläppchen gezogen wurden.

Dieser Schmuck wurde Paqo genannt – ein Begriff, der ursprünglich den goldenen Ohrring selbst bezeichnete. Die Träger dieses Schmuckstücks hießen Paqoyoq, was übersetzt „derjenige, der einen Paqo trägt“ bedeutet.

Je größer der goldene Kegel war, desto höher stand die Person in der gesellschaftlichen Hierarchie. Der Ohrschmuck wurde so zum sichtbaren Zeichen von Weisheit, Führungsanspruch und spiritueller Reife.

Bis zur Herrschaft von Pachakuti war die Inka-Dynastie eine klassische Adelslinie, in der nur Blutsverwandte der herrschenden Familie zentrale Ämter bekleiden durften. Doch mit der raschen Ausdehnung des Reiches während seiner Regentschaft wurde deutlich, dass es nicht mehr genug Adelige gab, um alle Aufgaben im Militär, in der Verwaltung oder beim Bau zu erfüllen.

Pachakuti traf daraufhin eine wegweisende Entscheidung: Er öffnete den Adelsstatus für besonders fähige Männer und Frauen, unabhängig von ihrer Herkunft, sofern sie Quechua sprachen – die Sprache der Inkas. Die Würde eines Paqoyoq konnte so durch spirituelle und menschliche Qualität erworben werden, nicht mehr allein durch Geburt.

Mit der Zeit wandelte sich auch die Bedeutung des Begriffs. Aus dem ursprünglichen Objektbegriff „Paqo“ (goldener Ohrring) entwickelte sich die heutige Bedeutung: Paqo – der Praktizierende der spirituellen Inka-Tradition.


Paqo – eine Haltung des Herzens

Heute bezeichnet „Paqo“ nicht mehr einen Titel oder einen goldenen Ohrring, sondern eine spirituelle Rolle: Jemand, der in Verbindung mit Pachamama (Mutter Erde), den Apus (Berggeistern), den Ñustas (heiligen weiblichen Kräften) und den Kräften des Lebens steht.

Ein Paqo lebt in Bewusstheit, in Ayni – dem heiligen Austausch mit allem, was ist. Er oder sie sieht sich nicht über den Dingen, sondern inmitten der Welt – verbunden, dienend, klar.

So erinnert uns die Herkunft des Wortes an eine Zeit, in der äußere Zeichen auch eine innere Haltung widerspiegelten. Heute darf dieser Titel eine Einladung sein:
Zu einem Weg, auf dem du in Einklang mit dir selbst und mit der Natur wächst – und Harmonie in dir und deiner Umgebung entstehen lässt.