Die Chakana – Das Kreuz der Inkas und Spiegel der Welt

Weisheit der Anden

Die Chakana, das „Inka-Kreuz“, ist eines der kraftvollsten und ältesten Symbole aus der andinen Welt. Es steht für die Ordnung des Universums – und für die innere Ausrichtung des Menschen in Verbundenheit mit den drei Ebenen der Realität.


Archäologische Spuren der Chakana

Die älteste bekannte Darstellung der Chakana stammt aus der Zeit der Marcavalle-Kultur, die etwa 1.000 v. Chr. im Tal von Cusco lebte. Weitere Darstellungen finden sich in der Pukara-Zivilisation (ca. 500 v. Chr. – 500 n. Chr.), deren Einflussgebiet sich bis zum heutigen Copacabana am Titicacasee erstreckte.

Auch die Tiahuanaco-Kultur (400–1000 n. Chr.) verwendete das Symbol: In der Spitze ihrer Pyramidenanlage Kalasasaya in Bolivien ist eine flach eingelassene Chakana erhalten.

Diese frühe Präsenz zeigt: Die Chakana war lange vor der Inka-Zivilisation ein heiliges Zeichen, das über Generationen hinweg verehrt wurde.


Inseln des Lichts – Ursprung einer Legende

Die Inka-Kultur selbst entstand etwa ab dem 11. Jahrhundert. Ihr Ursprung wird eng mit zwei heiligen Inseln im Titicacasee verbunden: der Isla del Sol (Sonneninsel) und der Isla de la Luna (Mondinsel).

Die Legende erzählt, dass der erste Inka-König Manco Qhapaq auf der Sonneninsel geboren wurde – und seine Frau auf der Mondinsel. Auf Letzterer befindet sich eine dreidimensionale Chakana, was auf ihre besondere Bedeutung als Symbol des Weiblichen verweist.


Symbolik der drei Ebenen

Die Chakana ist mehr als ein Kreuz – sie ist eine Landkarte der andinen Weltanschauung:

  • Hanaq Pacha – die obere Welt (Geist, Zukunft, Himmel)
  • Kay Pacha – die mittlere Welt (Gegenwart, Mensch, Erde)
  • Uju Pacha – die untere Welt (Vergangenheit, Ahnen, Inneres)

Jede der drei Stufen steht für eine dieser Welten – und ihre Verbindung erinnert uns daran, dass alle Ebenen gleichzeitig in uns wirken.

Grafik des Inka-Kreuzes (Chakana) mit drei Ebenen: obere Welt (Hanaq Pacha), mittlere Welt (Kay Pacha) und untere Welt (Uju Pacha)
Die Chakana – Symbol für kosmische Ordnung und innere Ausrichtung

Die drei Kräfte des Menschen

Neben den drei Welten verkörpert die Chakana auch die drei Grundkräfte, die laut Inka-Tradition in jedem Menschen wirken:

  • Munay – die Kraft der Liebe
  • Llankay – die Kraft des Handelns
  • Yachay – die Kraft des Denkens

Diese drei Kräfte sind nicht getrennt – sie bilden gemeinsam eine innere Ausrichtung. Wer liebt, handelt, denkt – und dabei verbunden bleibt, lebt im Einklang mit dem kosmischen Prinzip.

Im Westen hat sich die Reihenfolge verschoben: Denken (Yachay) steht meist an erster Stelle, dann das Handeln (Llankay) – und erst am Ende das Fühlen (Munay).

Die Inka-Weisheit jedoch erinnert uns:
Liebe ist Ursprung.
Denn nur, wenn wir lieben, handeln wir weise. Und nur dann entfalten unsere Gedanken ihre heilsame Kraft.